Fallstudie: Stasisauna (7.–13. Oktober)

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In der Fallstudie »Stasisauna« wird sichtbar, wie sich Geschichte in Körper einschreibt. Das Setting und der Titel der Arbeitswoche beziehen sich auf die ehemalige Sauna im Keller der Leipziger Stasizentrale, die nach 1990 zu Leipzigs erster Schwulensauna wurde. Spuren der beiden Nutzungen überlagern sich in dem heute kurz vor dem Abriss stehenden Gebäude. Die DDR und ihre Zurichtungen wurden nach 1990 stark über die Themen Stasi, Überwachung und Totalitarismus verhandelt. Doch Körper entzogen sich auch in der DDR dieser Maschinerie und setzten dabei widerständige Begehren und Bewegungen frei, die in der späten DDR, z. B. in den frühen Dokumentarfilmen von Wolfgang H Scholz, freigelegt wurden. Letztere bilden den Ausgangspunkt eines einwöchigen Arbeitsprozesses von Elske Rosenfeld (*1974, Halle/Saale) und dem heute in Mexiko-Stadt und München lebenden Künstler Wolfgang H Scholz im Ausstellungsraum. In den Arbeiten beider Künstler_innen treten Körper und ihre Bewegungen oft an die Stelle einer fehlenden sprachlichen Verständigung zu gegenwärtigen oder historischen Erfahrungen. Es treffen hier Arbeitsweisen von zwei in der DDR sozialisierten Künstler_innen unterschiedlicher Generationen aufeinander, die vielleicht auf verschiedene Weise vom Erleben unterschiedlicher Kulturen und Systeme geprägt sind. Ein künstlerischer, körperlich-performativer Austausch, der am Ende der Arbeitswoche in einer Präsentation mündet.
Elske Rosenfelds Arbeiten zu dissidenten Gesten sind zeitgleich in der Ausstellung Neues Deutschland (mit Akinbode Akinbiyi) in der station urbaner kulturen/nGbK Hellersdorf zu sehen.

The case study »Stasisauna« addresses the ways history inscribes itself in the body. The setting and the title refer to the sauna in the basement of Leipzig’s Stasi headquarters, which became Leipzig’s first gay sauna after 1990. Now on the verge of demolition, traces of these two former uses overlap throughout the building. After 1990, the GDR and its ideological and bodily regimes were represented predominantly through the themes of the Stasi, of surveillance and totalitarianism. But bodies also eluded these machineries, releasing dissident desires and movements that were elucidated in the late GDR in works such as the early documentaries of Wolfgang H Scholz. The latter form the starting point of a week-long work process in the exhibition space by Elske Rosenfeld (*1974, Halle/Saale) and the artist Wolfgang H Scholz, who now lives in Mexico City and Munich. In the works of both artists, bodies and their movements frequently stand in for a still-missing language for understanding present or historical experiences. Here the working processes of two artists socialized in the GDR but of different generations encounter one another, perhaps influenced in different ways by the experience of different cultures and systems. An artistic, physical-performative exchange culminates in a presentation at the end of the workshop week.
Elske Rosenfeld’s works on dissident gestures can be seen simultaneously in the exhibition »Neues Deutschland« [»New Germany«] (with Akinbode Akinbiyi) at the station urbaner kulturen/nGbK Hellersdorf.